Sonntag, 16. Dezember 2012

Eine Reise geht zu Ende…



Soundsoviel hunderttausend Meter über dem Atlantik schaue ich Merida und werde sanft schläfrig geschaukelt. Der Actionfilm davor hat mich noch abgelenkt, während der Disneymovie meine Gedanken weckt. Schon verspannt - noch drei Stunden Flug bis Heathrow.
In den letzten Tagen wollte ich eigentlich noch so viel erledigen, so viel sehen und machen. Stattdessen hat New York mal wieder für mich entschieden, was das Richtige für mich ist.
Bestens gelaunt mache ich mich nach dem Packen mit Kamera bewaffnet auf den Weg zur Highline. Ich will noch einmal diesen Park lang laufen, in dem ich so oft war und so selten Fotos gemacht habe. Von dort will ich Richtung East Village, noch ein paar Besorgnungen machen, mir ein Andenken in Schmuckform kaufen und einen Gutschein einlösen. Natürlich kommt alles anders als geplant, sonst wäre es nicht das New York, das ich kenne.
Nachdem ich die ganze letze Woche frei hatte, weil ich meine Überstunden abgefeiert habe, hatte ich dennoch nicht das Gefühl die Zeit für New York bestmöglich genutzt zu haben. Ich war immernoch nicht bei der Freiheitsstatue, auf keinem Boot, nicht auf Staaten Island oder Roosevelt Island und den Brooklyn Flea Market habe ich auch beim dritten Anlauf nicht gefunden. Ich hatte das Gefühl, immer wenn ich etwas touristisches unternehmen wollte, kam etwas menschliches dazwischen. Statt in Museen zu gehen, habe ich über Rassismus in den Vereinigten Staaten gelernt, oder zumindest versucht zu lernen, denn wirklich verstehen kann ich es nicht. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, warum meine Freunde in manchen Vierteln Manhattans von huschenden Augen gestreift werden. Augen, die sie scheu und skeptisch ansehen und sich in den Augenhöhlen auf und ab bewegen, diese Anstrengung auf sich nehmen, weil der Kopf sich nicht traut sie so offensichtlich anzusehen und sich lieber auf die eigenen Hände fokussiert. Lippen, die schmal werden, weil sie unausgesprochene Gedanken beherrbergen. 
Ich will nicht sagen, dass ich dieses Phänomen gar nicht kenne, to be honest, wir erleben es fast jeden Tag, wenn wir in Deutschland Stereotypen Vorstellungen Ausländern in Deutschland gegenübertreten und sie teils selber aussprechen oder danach handeln. Manchmal merken wir es nicht mal, dass wir es tun. Dies aber mal, wenn man so sagen mag, von außen zu betrachten, kam als Schock für mich. Und vielleicht fange ich an zu verstehen, was Erziehung und Umfeld bei einem selbst auslösen können. Ich wünschte mir jedoch, dass man jeden Menschen als Individuum wahrnimmt, herausgelöst vom Aussehen. Natürlich ist das nicht möglich, aber man kann darüber hinaus sehen, dem Menschen in die Augen sehen und mehr sehen, als Hautfarbe, Klamotten oder Religion. Ich hoffe, dass mir das zukünftig noch öfter gelingt, dass ich weiterhin versuche den Menschen zu sehen, der hinter all dem steckt, wozu er kein zutun hat.
Wie sind wir auf dieses Thema gekommen? Anders als im Gespräch kann ich es nachverfolgen und hier den Bogen wieder zu meinen Touristlife-Versuchen lenken, die so planlos sind, dass sie nur schiefgehen können. Von einem Tag in Midtown bis Central Park, der eigentlich Sonnenbrillen und Zuckerwatte bereithalten sollte, bin ich bei FAO Schwarz gelandet mit Cotton Candy Ice Cream Kügelchen, die aussehen, wie Zuckerkugeln und erst im Mund zu Creameis werden. Verrückt. Von da zum Book Launch unserer Kuratorin Clara Meister im Goethe-Institut und dann spontan nicht zum Essen mit den Goethe Leuten, sondern zum Venezueler und weil es doch erst halb zwölf war und der Hobbit nachts um 24.01Uhr anlief - den auch noch gesehen. Klar ist es unmöglich dabei wirklich wach zu bleiben, aber ich habe in den letzten Tagen das Gefühl gebraucht, was zu machen, und wenn es schon nicht touristisch ist, wenigstens die Stadt zu leben, zu nutzen und voll zu erleben. Und für mich hat seit drei Monaten Spontanität und Planlosigkeit eine enorm große Rolle darin gespielt.
So laufe ich also die Highline in meinem Manhattan-pace entlang. Determined tolle pictures vom Sonnenuntergang über dem Hudson River zu machen und ende damit, dass ich Fotos von einem anderen Touri mache, der gerne vor einem Zebraplakat abgelichtet werden wollte. Ich weiß bis jetzt nicht, was daran erstrebenswert ist, sich neben einem pikturesken Halbpferdehintern wiederzufinden, but then, this is NYC, you don’t have to know, just take it as it is. (Noch so ein Spruch, neben dem lapidar dahergesagten: „It’ll be fine“). Da auch ich mich zum ersten Mal in Tourimode befand und absolut schmerzfrei meine Kamera alle halbe Minute gezückt habe, wollte ich natürlich wissen, wo der seltsame Mann mit dem komischen Akzent herkommt, der über die Highline schreitet, als gehöre sie ihm. Es stellt sich heraus, der Mann, der sich River, Jeff oder sonst wie nennt, ist kein Franzose, wie ich annahm und auch kein Fotograf. Er ist Designer aus Texas, der an der Westcoast wohnt und in New York hin und wieder arbeitet. Die Highline endet bei einem Biergarten und da ich ja deutsch bin, wurde ich direkt eingeladen Jeff und seinen Freunden mitzuteilen, wie deutsch denn dieser Biergarten tatsächlich ist. (An diesem Punkt habe ich es aufgeben immer wieder zu wiederholen, dass ich zwar deutsch bin, aber kein Bier trinke, und seltenst in Biergärten gehe. Denn das glaubt mir hier eh kein Mensch.) Da meine Regel des nicht Nein-Sagens bis zum letzten Tag Bestand hatte, habe ich die Einladung natürlich mit einem freundlichen Yes angenommen und durfte einen befreundeten Fotografen kennenlernen, den man in vielen Bars und Clubs Manhattans mit Vornamen anspricht und ein befreundetes Model, das zugleich umwerfend schön und normal nett aussah und mich trotz ausgelatschter Winterschuhe, zerschlissener H&M Jeans und crazy hair nicht einmal abwertend ansah. Sehr anständig. Bei so netter Gesellschaft lässt es sich dann auch gut essen und feiern, und so kam es, dass meine Pläne, für den von Corinna nicht zu unrecht gehypten Electric Room, in Vergessenheit gerieten. Fazit, ein Abend, drei neue Freunde, Erfahrungen und Gespräche, die ich sonst nicht gemacht und geführt hätte und ein Designer T-Shirt ;) Guter letzter Abend würde ich sagen. Der nur noch vom nächsten Tag gekrönt wurde, an dem mich drei Freunde zur U-Bahn bzw sogar zum Flughafen gebracht haben, weil sie nicht mit ansehen konnten, wie ich mich mit meinen schweren Koffern abgeschleppt habe.
Nach einem Lunch mit Audrey auf unserem Rooftop, bei dem mir die Sonne ins Gesicht lachte und Audrey in meine Augen, ich noch ein paar Turnübungen und Happydancemoves zum Besten geben konnte, musste ich auch am Flughafen feststellen, dass es mir doch leichter fällt zu gehen, als ich gedacht hatte. Na klar, ist es schade, diese unglaubliche Stadt zu verlassen und all die Menschen, die mir ans Herz gewachsen sind. Aber, der Fakt, dass ich nicht weg wollte, dass ich diese Menschen unbedingt wieder sehen will und dass es mir auch schwer fällt zu gehen, hat mich so unglaublich glücklich gemacht, dass für Traurigkeit kein Platz war. (Spoiler Alert: Jetzt wird es amerikanisch kitschig). Ich hab mich so lebendig gefühlt und mein Herz so voll von allem. Ich nehme diese großartigen und teils harten Erfahrungen, diese starken Emotionen mit, sie gehören mir, das kann mir niemand nehmen. Und so wie ich die Menschen um mich verändert habe, haben sie mich verändert und ich hoffe einen Teil davon mitnehmen zu können. Und die Tür nicht meinem Hintermann ins Gesicht schlagen zu lassen, sondern sie freudestrahlend aufzuhalten und einen nice day zu wünschen, auch wenn ich dafür verwunderte Blicke ernten werde. Ich werde weiterhin Menschen auf der Straße kennenlernen, eine Verbalhure sein und das Leben leben wie es kommt. Im Moment leben. Und die Menschen, die mich dafür mit Unverständnis ansehen, muss ich nicht in mein Leben lassen. Die aber, die mich dafür umso interessanter finden, die möchte ich kennenlernen. Und so hoffe ich, dass Wiesbaden bald nicht mehr eine gesichterlose Stadt für mich ist in der bislang nur ein Gesicht zählte, sondern dass es eine Geschichte erzählt, Kurzgeschichten, Romane, Dramen, vielleicht auch Tragödien, denn auch daraus lernt man. Ich bin neugierig, gespannt, was die Zukunft zu bieten hat, während ich versuche das Beste aus dem Jetzt zu machen, da man nie weiß was morgen sein wird.
Ich habe keine Angst mehr, davor keinen Job zu haben, davor nicht zu wissen, was ich machen oder werden will. Ich bin bereits jemand, ohne dass ich einen Beruf ausübe. Ich habe eine Geschichte zu erzählen, der man zuhören kann oder sie erleben kann, wenn man sich die Zeit nimmt sie mit mir weiter zu schreiben. Ich lade euch alle dazu ein nicht nur Leser zu sein, sondern weiterhin Autoren in meinem Leben, die ihr ohnehin schon seid. Ihr seid bereits Teil der Geschcihte, die deshalb auch so interessant für euch zu lesen ist.
Und so wie diese Geschichte verschiedene Kapitel hat und noch lange nicht bei „und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende“ angekommen ist, ist auch diese Reise nur ein Teil einer größeren. Ich glaube nicht, dass mich dieser Abschnitt radikal verändert hat, sondern mir eher gezeigt hat, wer ich bin, was in mir steckt, was ich liebe und wer ich sein kann, wenn nicht mein Umfeld mir den subjektiven Spiegel vorhält und zeigt was sie in mir sehen. Neue Menschen, neue Stadt, neue Sichtweise. Und wenn es nur simple Dinge sind, wie dass ich hier für drei Monate mal nicht normal bis leicht übergewichtig war, sondern fit und schön und fast dem Idealtypus entsprach. Eine absolut neue Erfahrung für mich, die ich sehr wertschätze. Eindeutig mehr als Begrüßungsfloskeln, die meine Gewichtszunahme betonen oder lieb gemeinte Offenbarungen, wie dass ich Kartoffelstampferwaden habe. Ich liebe euch alle, so wie ihr seid, auch wenn ich dies viel zu selten betone und Liebe hinter Sarkasmus verstecke. Ihr seid Einzigartig und in jedem von euch, sehe und schätze ich etwas, das mich fasziniert. Das auslöst, dass ich mich trotz einzigartiger drei Monate ausgelassen tanzend auf euch freue und bis jetzt keine Träne fließen lassen musste, dass ich zu euch zurückkehre.
Ich hoffe also, dass das Kapitel meiner Reise hier erst anfängt und ich all die positiven amerikanischen Eigenschaften mit nach Deutschland importiere….

Columbus circle

Ice cream Kügelchen

Highline




Hudson

Highline

last day Rooftop

sad to leave


our Street




postshopping koma


most frequented diner

meine Nachfolgerin

fehlt nur noch das Bestattungsunternehmen daneben :D

seriously? you sell pizza and cookies in ONE box??



my gossip girls/chaos party



Brooklyn, ja auf dem Schild steht Lucia ;)







Mittwoch, 12. Dezember 2012

It's beginning to look a lot like Christmas

Und hier für Mama noch ein bisschen Weihnachtsdeko. Ich hoffe sie erfüllt deine hohen Erwartungen. Ich habe gedacht, dass schon mehr dekoriert sein würde.